Marktkommentar Q2/Q3 2022 / Ausblick Q4 2022

Rückblick

In den ersten 8 Monaten des Jahres 2022 waren die meisten Kapitalmärkten Rückläufig. Die Kursabschläge im Aktienbereich lagen zw. -19% bis – 22% (MSCI World und MSCI Emerging Markets) und -24% (Nasdaq). Der große Vorteil bei den ausländischen Aktien war, dass der USD im gleichen Zeitraum um 12 % an Wert zulegen konnte. DAX und MDAX verloren 19% bzw. 28%. Auch die Anleihenmärkte schlossen mit einem Minus von 8% (REX) und 14% (10-jährige Staatsanleihen USA und Deutschland) ab. Einzig der Rohstoffmarkt konnte mit 12% steigenden Notierungen aufwarten.

Aktuelle Situation

40 Jahre Party ist 2022 zu Ende gegangen

US Notenbank bekämpft die Inflation und nicht mehr die Rezession. Dies war das letzte Mal vor 40 Jahren der Fall (Anfang der 80er Jahre). Auslöser damals waren zwei Ölpreisschocks (1973 und 1979). Die Inflation stieg damals auf 15% (rote Linie) und der US Leitzins (grau schraffiert) wurde bis auf 19% angehoben (siehe Abb. 1), um die Inflation abzuwürgen. Dies gelang sehr erfolgreich. Ab 1982 lag die Inflation im Durchschnitt bei 2% was dem Notenbankziel entspricht (Preisstabilität). Bei jeder Krise, wurden die Zinsen gesenkt (z.B. im Jahr 2000 Internetblase, 2009 Globale Finanzkrise, 2020 Corona Krise) und jedesmal auf ein noch tieferes Niveau gedrückt. Als die Nullzinsen nicht mehr ausreichten, kamen sogar noch Wertpapierkäufe hinzu. (Quantitative easing)

Abbildung 1: Federal Funds Rate (US Leitzins), US Verbraucherpreisinlation (CPI) vs. S&P 500 (rechte Skala, logarithmisch), Quelle: : Federal Reserve Bank St. Louis (FRED Economic Data), Bloomberg

Diese Unterstützung seitens der FED fehlt nun aber. Die US-Wirtschaft befindet sich aktuell in einer Rezession (zwei Minusquartale hintereinander siehe Abb. 2), nicht stark, aber es ist eine Rezession.

Abbildung 2: BIP USA in % gg. Vorquartal, annaulisiert, Quelle: Tradingeconomics, US Bureau of Economics Analysis

Die Notenbank bleibt weiter restriktiv und das kann sie auch guten Gewissens machen. Im Gegensatz zu früheren Rezessionen, wird niemand entlassen. Die US Arbeitslosenrate liegt auf Rekordtief.

Abbildung 3: US Arbeitslosenrate in %, Quelle: Tradingeconomics.com, US Bureau of Economics Analysis

Ein Novum in der Wirtschaftsgeschichte

Die USA befindet sich in einer Rezession und trotzdem sind die Arbeitslosenzahlen gefallen (siehe Abb. 4). Selbst als im Jahr 1970 die Rezession noch geringer ausgefallen war als jetzt, stiegen die Arbeitslosenzahlen um 0,5%.

Abbildung 4: Veränderung Arbeitslosenquote (senkrechte Achse) und Veränderung BIP USA (waagrerechte Achse) in Rezessionphasen, Quelle: BEA Numera Analytics

Die FED braucht eine Abkühlung des Arbeitsmarktes, um die Inflation zu bändigen

An der Abb. 5 kann man schön erkennen, dass die Löhne und Gehälter in der Serviceindustrie USA einen Gleichlauf mit der Kerninflation Dienstleistungen haben.

Abbildung 5, Quelle: BLS, Macrobond, ANZ Research

Ausblick

Wie geht es weiter?

Es gibt vermehrt Anzeichen, dass die Inflation sich beruhigt. Aktuell fällt die Inflation welche durch Nachfrage ausgelöst wird in den USA bereits deutlich. Die Inflation welche durch Lieferengpässe ausgelöst wird (Corona und Ukrainekrieg) hingegen steigt immer noch deutlich (siehe Abb. 6). Hier geht man jedoch von einer Beruhigung aus.

Abbildung 6: PCE Inflation USA versorgungs- (Supply) vs nachfrageinduziert (Demand) Veränderung in % gg. Vorjahr, Quelle: : Alpine Macro

Die negative Marktstimmung und defensive Positionierung bei Aktien waren in der Vergangenheit ein Hinweis, dass das schlimmste schon vorbei sein könnte.

Abbildung 7: AAII Bullen minus Bären, Quelle: The Daily Shot
Abbildung 8: Konsolidierte Aktienpositionierung, Quelle: Deutsche Bank

Fazit

  • Erstmals seit 40 Jahren wird dem Kampf gegen die Inflation der Vorrang vor der Rezessionsbekämpfung eingeräumt
  • Weltweite Rezession wahrscheinlich
  • Die Unterstützung seitens der Notenbanken ist versiegt und verheißt kurz- bis mittelfristig keine neuen Rekordkurse
  • Mangel an Anlagealternativen bleibt und bewahrt Aktien vor noch größeren Verlusten. Negativer Realzins unterstützt Aktienmarkt
  • Aufgrund der aktuellen schwierig einzuschätzenden Gesamtlage und den im letzten Quartal 2022 anstehenden Wahlen in USA (Midterms) empfehlen wir den Aufbau von Liquidität, um für etwaige kurzfristige Rückschläge am Aktienmarkt gewappnet zu sein. Dies haben wir innerhalb unserer Vermögensverwaltungsmandate bereits umgesetzt.

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